Über Wasser

Sedimentmanagement ist Klimaschutz

Der Transport von Waren ist mit großen Seeschiffen besonders klimafreundlich. Doch damit die großen Containerschiffe so nah wie möglich an die Märkte kommen, müssen die Wasserwege und Hafenbecken kontinuierlich von überschüssigen Sedimenten befreit werden. Mit dem richtigen Sedimentmanagement lassen sich große Mengen klimawirksamer Emissionen einsparen.

Vergleich der durchschnittlichen CO2 Emissionen einzelner Verkehrsmittel im Güterverkehr. Quellen: umweltbundesamt.de und IMO

 

Klimaschonender als mit großen Seeschiffen können unsere Waren nicht transportiert werden. Ein Containerschiff mit 20.000 TEU stößt nur etwa ein Drittel so viel Kohlendioxid pro transportierter Tonne Fracht aus, wie die Güterbahn und nur ein Zwanzigstel eines LKW. Auch Feederschiffe stoßen rund fünfmal mehr CO2 aus als ein Großcontainerschiff. Jeder Kilometer mehr, den das Seeschiff zum Bestimmungsort der Waren zurücklegen kann schont also unser Klima. Wenn das Schiff zum Hamburger Hafen fährt, statt z.B. nach Wilhelmshafen sind das rund 200 Kilometer mehr auf dem Seeweg und rund 20 kg eingespartes CO2 pro Tonne Fracht im Vergleich zum LKW.

Damit die klimafreundlichen Großschiffe den Hamburger Hafen (über 30% der Güter verbleiben übrigens direkt in der Region) anlaufen können, müssen Zufahrt und Hafenbecken zuverlässig von überschüssigem Schlick und Sand befreit werden. Hierfür sorgt das Sedimentmanagement der HPA und der WSV.

Doch auch die Baggerschiffe verbrauchen Kraftstoff und stoßen CO2 aus. Hier gibt es aktuelle zwei Ansätze den CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten: Klimafreundlichere Kraftstoffe bzw. Schiffsantriebe und die Reduzierung der Baggermengen durch die Minimierung von Kreislaufbaggerungen.

Der Bagger KAISHUU der Firmer Jan de Nul hat 2021 ausschließlich klimaneutralen Recyclingkraftstoff im Auftrag der HPA verwendet.

Klimafreundliche Baggerschiffe

Klimafreundliche Kraftstoffe werden bereits eingesetzt. Dies kann geschehen, ohne dass technische Änderungen an den Schiffen erfolgen müssen. 2021 wurde die Verbringung von Sedimenten in die Nordsee zur Tonne E3 ausschließlich mit klimaneutralem Recyclingkraftstoff durchgeführt, der aus Produktionsrückständen hergestellt wird. Hierdurch konnte der CO2-Ausstoß um 85% gegenüber Marinediesel reduziert werden. Rund 30.000 Tonnen CO2 konnten so eingespart werden. Dies entspricht etwa 1000 Flügen von Hamburg nach München. Auch 2022 wurde anteilig klimaneutraler Kraftstoff verwendet, der jedoch nicht immer verfügbar war.

Neben Recyclingkraftstoff gibt es noch andere Möglichkeiten die klimawirksamen Emissionen zu verringern. Durch den Einsatz von LNG ist eine Reduzierung um rund 13% möglich. Auch der Einsatz von Hybridantrieben, E-Fuels (also Treibstoffen, die aus nachhaltig erzeugtem Strom hergestellt werden) oder Antriebe mit Wasserstoff sind möglich. Ein erster Hopperbagger, der ausschließlich mit Wasserstoff betrieben wird, befindet sich in den Niederlanden derzeit im Bau.

Doch nicht nur klimafreundliche Antriebe reduzieren die CO2-Emissionen auch die Effizienz der Baggerungen hat einen entscheidenden Einfluss. Größere und moderne Baggerschiffe verbrauchen weniger Kraftstoff pro Tonne Baggergut als ältere und kleinere Geräte. Daher achten wir bei unseren Einsatzplangen und Ausschreibungen darauf, dass möglichst effiziente Geräte eingesetzt werden.

Klimafreundliches Sedimentmanagement

Neben diesen technischen Möglichkeiten hat das Sedimentmanagement selbst, also die Entscheidung wo welches Baggergut verbracht wird, einen wesentlichen Einfluss auf die Klimabilanz. Dabei ist es unser vorrangiges Ziel, die Baggermengen zu reduzieren, denn je weniger gebaggert werden muss, desto weniger klimawirksamer Kraftstoff wird auch verbraucht. Neben der Baggermenge ist die Entfernung zwischen Baggerort (also dem Hafen) und den Verbringstellen entscheidend. Je kürzer die Fahrtstrecken, desto geringer die Emissionen.

Bringt der Bagger die Sedimente jedoch nicht weit genug Richtung Nordsee, etwa nur zur Umlagerstelle bei der Elbinsel Neßsand, wird ein Großteil mit dem starken Flutstrom wieder zurück in den Hafen gespült und muss alsbald erneut gebaggert werden. Ein Baggerkreislauf entsteht, der wiederum in der Summe höhere Emissionen zur Folge hat. Ziel unseres Sedimentmanagements ist es daher diese Baggerkreisläufe zu minimieren, ohne unnötig weite Transportentfernungen zurücklegen zu müssen. Verbringstellen in der Elbmündung sind unter diesem Aspekt ideal.

Doch auch viele andere Randbedingungen müssen bei der Wahl der optimalen Verbringstelle berücksichtigt werden, etwa der Natur- und Umweltschutz und die Sicherheit der Schifffahrt. Berechnungen zeigen aber, dass ein ausreichender Austrag von Sedimenten über die Jahre zu insgesamt deutlich geringeren Baggermengen und somit auch zu erheblichen Einsparungen klimawirksamer Emissionen führen kann. Daher arbeiten wir daran, genügend Verbringoptionen zu erschließen, von denen die Sedimente nicht wieder zurück in den Hafen gelangen. Auch damit leisten wir einen Betrag zum Klimaschutz.

Klimaschutzstrategie der HPA

Für ihr Sedimentmanagement hat die HPA zusammen mit andern Partnerorganisationen des Sedimentnetzwerks SedNet im November 2021 den "COP26 Climate Change and Sedimentmanagement Pledge" unterzeichnet und sich zu  Maßnahmen für mehr Klimaschutz bekannt. Für das Gesamtunternehmen verfolgt die HPA bereits seit dem Jahr 2011 eine Klimaschutzstrategie. Darin hat sich die HPA das Ziel gesetzt, ihre CO2-Emissionen bis 2025 gegenüber 1990 um 50 Prozent und bis 2040 um 100 Prozent zu senken beziehungsweise klimaneutral zu sein. Durch die Umstellung der Stromversorgung der HPA-Anlagen auf Ökostrom konnte bereits mehr als 50% der CO2 Emissionen eingespart werden, so dass das Zwischenziel für 2025 früher als geplant erreicht wurde. Was die HPA macht, um diese Ziele zu erreichen, zeigt unser Nachhaltigkeitsbericht.