Sonnenuntergang über dem Meer, fotografiert vom Baggerschiff KAISHUU mit gelben Kränen, Rohren und technischen Aufbauten an Deck.
Unter Wasser

Mit dem Baggerschiff von Hamburg zur Tonne E3

Normalerweise legt der Bagger KAISHUU nicht an. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche ist der große Hopperbagger in Bewegung, um überschüssige Sedimente aus dem Hamburger Hafen dauerhaft zu entfernen. Wir haben ihn einen Tag mit unserem Filmteam begleitet.

Das Baggerschiff KAISHUU liegt auf der Elbe, mit gut sichtbarer Brücke, markanter Aufbautenstruktur und mehreren gelben Kranarmen an Deck. Der Rumpf ist grau mit rotem Unterwasseranstrich, im Hintergrund ist ein Ufer mit Bäumen und Industrieanlagen des Hamburger Hafens zu sehen.
Der Laderaumsaugbagger KAISHUU beim Anlegen am Mönckebergkai. Weil er noch leer ist, ragt er hoch aus dem Wasser.
Ein gelber Ladekorb wird mithilfe eines Krans vom Baggerschiff KAISHUU auf den Kai gehoben. Mehrere Personen in Warnwesten stehen an der Reling des Schiffes, während eine weitere Person mit Schutzhelm und Rucksack auf dem Hafengelände entlangläuft. Im Hintergrund sind zahlreiche Containerkräne des Hamburg Hafens zu sehen.
Mit dem Ladekorb werden jeweils zwei von uns sicher an Bord gehievt.

Pünktlich um 6:30 Uhr biegt das Baggerschiff KAISHUU vom Vorhafen in den Ellerholzhafen und geht am Mönckebergkai längsseits. Mit einem Förderkorb werden wir an Bord gehievt und schon geht es wieder los. Kaum bleibt Zeit für die Sicherheitseinweisung, dann sind wir auch schon im Köhlbrand, unserem Baggergebiet heute. Dort sehen wir zu, wie die zwei gigantischen Saugrohre außenbords abgesenkt werden. In 15 Metern Tiefe sollen die beiden gut fünf Meter breiten Saugköpfe frisch abgelagerten Schlick entfernen, damit auch die großen Schiffe wieder ungehindert unseren Hafen und ihre Liegeplätze anlaufen können.

Innenaufnahme eines Maschinenraums mit einem großen Rohrsystem und einer massiven Kreiselpumpe. Die Anlage ist umgeben von Leitungen, Ventilen und Stahlträgern. Im Hintergrund sind Plattformen und ein „Exit“-Schild zu erkennen.
Eine der zwei Hauptpumpen mit einem Durchmesser von über 3 Metern.
Blick in den Laderaum eines Baggerschiffs, in dem dickflüssiger, grauer Schlick aufgewühlt wird. Mehrere massive Rohre und Ketten ragen von oben in das Sediment, während an der Rückwand eine Reihe mit Düsen sichtbar ist.
Der Laderaum füllt sich schnell mit einem dickflüssigen Gemisch aus Schlick und Wasser.
Zwei Personen sitzen an einem Steuerstand auf der Brücke des Baggerschiffs KAISHUU und blicken auf mehrere Monitore mit technischen Anzeigen. Durch die Fenster ist der Laderaum und das Deck des Baggerschiffs mit Rohren und gelben Kränen zu sehen, dahinter der Hamburger Hafen mit Containerbrücken und der Köhlbrandbrücke.
Auf der Brücke wird der Baggervorgang präzise gesteuert.
Blick vom Baggerschiff KAISHUU auf das Deck und den Laderaum des Baggerschiffs. Im Hintergrund die Süderelbe mit dem Containerterminal Altenwerder der HHLA und das Massengutterminal Hansaport im Sandauhafen.
Blick über den Laderaum auf das Containerterminal Altenwerder und das Massengutterminal Hansaport.

Die Pumpen gehen an, zweimal 6.000 PS mit einer Saugleistung von rund vier Kubikmetern pro Sekunde, und ein Gemisch aus Schlick und Wasser ergießt sich tosend in den 16.500 Kubikmeter großen Laderaum (engl. Hopper) des Baggerschiffs. Das entspricht rund 650 LKW-Ladungen, eine Fahrzeugkette von über 8 Kilometern. Exakt 71 Minuten dauert der Beladevorgang, 8.756 Tonnen Elbsedimente sind dann an Bord. Die elektronische Hopperüberwachung zeichnet alle Daten auf und übermittelt sie in Echtzeit an unsere Kolleg*innen der HPA. Als sich die Saugköpfe wieder heben, verlassen wir bereits den Köhlbrand mit Kurs auf die wohl bekannteste Verbringstelle in der Nordsee.

Forschung rund um die Tonne E3

Zwei Personen auf einem Arbeitsschiff entnehmen eine Sedimentprobe aus der Elbe. Sie tragen orangefarbene Schutzkleidung und Helme. Eine dritte Person filmt die Szene mit einer professionellen Kamera. Im Hintergrund sind moderne Gebäude und eine Kaimauer des Hamburger Hafens zu sehen.
Schon in Hamburg werden die Sedimente genau untersucht. Ein Filmteam hat uns dabei begleitet.
Drei Männer mit Schutzkleidung und Helmen stehen auf dem Deck eines Forschungsschiffs und entnehmen mit einer Schaufel eine nasse Sedimentprobe, die aus einem Netz auf den Boden gelangt. Im Hintergrund ist das offene Meer bei Helgoland zu sehen.
Rund um die Tonne E3 in der Nordsee wird jährlich an über 150 Punkten geprüft, wie sich die Schlickverbringung auswirkt.

Die Verbringstelle Tonne E3 ist nicht nur die bekannteste, sie ist auch die mit Abstand am besten untersuchte. Weltweit. Ein ganzes Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler*innen nimmt jedes Jahr viele hundert Proben rund um die Tonne E3 und an den Küsten. Sie stellen sicher, dass keine nachteiligen Auswirkungen auf das Ökosystem entstehen. Auch die Sedimente in Hamburg werden untersucht. Nur wenn sie sauber genug sind, dürfen sie gebaggert und in die Nordsee gebracht werden.

Großer blauer Schiffsdieselmotor im Maschinenraum der KAISHUU, flankiert von einer begehbaren Plattform. Ein Techniker mit Helm und Warnkleidung bewegt sich über den schmalen Gang entlang des Motors.
Eine der beiden Hauptmaschinen der KAISHUU. Sie werden auch mit klimaneutralem Biokraftstoff betrieben.
Blick auf eine Werkbank in einem Maschinenraum an Bord der KAISHUU. An der Wand hängen diverse Werkzeuge wie Schraubenschlüssel, Sägen und Zangen. Links hängen eine grüne Tafel und eine gelbe Werkzeughalterung.
Werkzeug und Ersatzteile an Bord ersparen oft Reparaturen in einer Werft.

Die Fahrt bis zum Verbringfeld West bei der Tonne E3 dauert sieben Stunden und vier Minuten. Viel Zeit für die Mannschaft, Wartungsarbeiten durchzuführen und für uns, das Spezialschiff kennenzulernen. 157 Meter lang, 23 Meter breit, 11 Meter Tiefgang, voll beladen, so wie jetzt, fährt die KAISHUU unter Luxemburger Flagge für die Firma Jan de Nul. Zwei Maschinen mit einer Leistung von zusammen 33.000 PS, die bei Bedarf vier um 360° schwenkbare Schiffsschrauben antreiben, so dass sich das Schiff auf der Stelle drehen lässt. Eine gute Manövrierbarkeit ist entscheidend in engen Hafenbecken. Auch die beiden riesigen Hauptpumpen werden von ihnen angetrieben. In den Eingeweiden des Rumpfes und auch an Deck lagern massenhaft Ersatzteile und Werkzeug, denn jeder Stopp in einer Werft bedeutet Stillstand und damit Verlust.

Alltag auf dem Baggerschiff

Ein Koch in weißer Jacke bereitet in einer professionellen Küche Essen zu, während ein Kameramann ihn mit einer großen Videokamera filmt.
In der Kombüse wird immer frisch gekocht.
Ein kompakter Fitnessraum mit verschiedenen Trainingsgeräten, darunter ein Laufband, ein Crosstrainer, ein Rudergerät, eine Multifunktions-Kraftstation und eine Hantelbank mit Hantelset. Im Hintergrund sind ein Boxsack und zwei runde Bullaugen sichtbar.
Auch einen Fitnessraum gibt es für die Mannschaft.

36 Mann Besatzung teilen sich alle anfallenden Arbeiten in zwei Schichten. Bis auf Koch und Kapitän sind alle Positionen doppelt besetzt. Sechs Wochen verbringt die Besatzung durchgängig an Bord, dann wird sie ausgetauscht. „Das Schiff ist mein zweites Zuhause“ sagt Rowen, der zweite Offizier aus den Niederlanden. Gut, dass nicht nur das Essen an Bord hervorragend ist, sondern auch sonst für das Wohl der Besatzung gesorgt wird. Es gibt einen Fernseh-, Spiel- und Fitnessraum, sogar eine Bar und jeder hat seine eigene Kabine mit Seeblick. Überhaupt sind die Stimmung und das Gemeinschaftsgefühl an Bord auffallend gut; der erfahrene Kapitän John hat daran sicher einen großen Anteil.

Blick vom Deck des Baggerschiffs KAISHUU mit zahlreichen Rohrleitungen, Maschinen und gelben Kränen auf ein weiteres Baggerschiffschiff auf der Elbe. Am Horizont ist eine grüne Uferlandschaft das Heizkraftwerk Wedel und ein Radarturm zu sehen. Der Himmel ist bewölkt.
Ein Baggerschiff im Einsatz für die Bundeswasserstraßenverwaltung auf Höhe Wedel.
Blick von der KAISHUU auf ein Containerschiff, das elbaufwärts in Richtung Hamburg fährt. Der Vordergrund zeigt technische Ausrüstung und Rohrleitungen auf dem Schiff. Der Himmel ist leicht bewölkt, die Sonne scheint durch die Wolken.
Schlick raus, Container rein.

Während der Fahrt des Baggerschiffs auf der Elbe bis zur Mündung in die Nordsee beobachten wir die langsame Veränderung der Landschaft und die Vielzahl der unterschiedlichen Schiffe, die uns begegnen. Darunter auch zwei andere Hopperbagger, im Einsatz für die Bundeswasserstraßenverwaltung. Das gasbetriebene Baggerschiff VOX ARIANE und den Bagger MEUSE RIVER, denn auch zwischen Hamburg und Elbmündung müssen ständig überschüssige Sedimente entfernt werden, damit Deutschlands wichtigste Wasserstraße immer schiffbar bleibt. 

Weitwinkelaufnahme über das offene Meer mit Blick auf die Insel Helgoland am Horizont, mit der roten Steilküste und einem hohen Sendemast. Rechts von Helgoland ist die Düne zu sehen.
Endlich sind wir an der Tonne E3. In der Ferne ist Helgoland zu sehen.

Am frühen Nachmittag verlangsamt sich die Fahrt, wir nähern uns unserem Ziel. Die tatsächliche Tonne E3, das Seezeichen, ist nur mit dem Fernglas zu erkennen. Rund 15 Kilometer voraus liegt Helgoland, das Festland hinter uns nur ein Streifen am Horizont. Das Baggerschiff, welches im Hafen noch wie ein Riese gewirkt hat, scheint hier nur eine Nussschale zu sein.

Blick auf das Deck des Baggerschiffs KAISHUU mit zahlreichen großen Rohren, Ventilen und Geländern. Eine Person in Warnschutzkleidung und Helm geht auf einem schmalen Laufsteg durch die Anlage.
Als sich die Bodenklappen öffnen, dauert es nur wenige Minuten bis der Laderaum wieder leer ist. Auch der Entladevorgang wird genau überwacht und dokumentiert.

Dann öffnen sich die Bodenklappen und unsere wertvolle Ladung ergießt sich auf das Verbringfeld in über 25 Metern Tiefe, während sich das Schiff gut fünf Meter aus dem Wasser hebt. Der Laderaum und die Düsen und Leitungen werden mit Meerwasser gespült, damit nichts verstopft und schon geht es zurück Richtung Hamburg, gut acht Stunden Fahrt liegen vor uns.

Seezeichen im Wasser mit grün-schwarzer Markierung im Vordergrund; im Hintergrund die Küstenlandschaft der Insel Neuwerk mit Gebäuden, einem rot-weißen Funkturm und dem historischen Leuchtturm, davor Watt und Rastvögel
Vorbei an der Insel Neuwerk.
Blick vom Baggerschiff KAISHUU auf ein kleines Lotsenboot mit orangefarbenem Dach, das auf Elbe neben dem Schiff fährt. Im Hintergrund ist die Küstenlinie unter einem bewölkten Himmel bei Sonnenuntergang zu sehen.
Einer von mehreren Lotsenwechseln während der langen Fahrt.

Auf der Rückfahrt wird spürbar, wie lang die Fahrstrecke wirklich ist. Die Mannschaft der Tagesschicht zieht sich zurück, die Nachtschicht übernimmt, es wird noch ruhiger auf der Brücke und auch an Deck, denn die meisten Wartungsarbeiten werden bei Tag durchgeführt. Nach einem spektakulären Sonnenuntergang auf Höhe Brunsbüttel wird es dunkel.

        BU: Sonnenuntergang (ja, so bunt war es wirklich).  Neu: ALT-Text: Das beleuchtete Baggerschiff KAISHUU bei Dämmerung mit Blick über das Deck mit technischen Anlagen und Rohrleitungen. Im Hintergrund ist das das ruhige Wasser und ein schmaler Streifen pink-lila Sonnenuntergang am Horizont zu sehen.
Sonnenuntergang (ja, so bunt war es wirklich).
Bei Nacht aufgenommene Szene mit zwei großen Schiffen auf engem Wasserweg. Links im Bild ist das stark beleuchtete Baggerschiff KAISHUU mit zahlreichen technischen Aufbauten zu sehen. Rechts fährt ein riesiges Containerschiff mit der Aufschrift „HMM“ vorbei, beladen mit vielen Containern.
Zurück in Hamburg passieren wir noch einen Containerriesen in der Nacht.

Kurz nach Mitternacht erreichen wir wieder den Mönckebergkai und verlassen das Schiff, beladen mit Bildern und Eindrücken von einer Arbeitswelt, ohne die der Hamburger Hafen, wie die meisten Häfen weltweit, nicht existieren könnte, ohne die der Handel und unser Wohlstand so nicht möglich wären. Am Ende des Jahres wird das Baggerschiff KAISHUU zeitweise mit Unterstützung durch einen zweiten kleineren Bagger bis zu zwei Millionen Tonnen überschüssige Sedimente aus Hamburg in die Nordsee verbracht haben. Rund 260-mal wird er die Reise zur Tonne E3 gemacht haben. Vielleicht ist es eines Tages möglich, nicht mehr ganz so weit zu fahren, und seltener. Aber das ist eine andere Geschichte.

Den Film dazu gibt es jetzt auf unserem Wir-Machen-Hafen YouTube-Kanal!